Motorradfahrer - Pixabay„Wenn mir der Wind so richtig um die Ohren saust und ich an allen zielgerade vorbeiflitzen kann, ja, das bedeutet Freiheit für mich.“

So lautete lange mein Lebenscredo und ganz gemäß dieser Einstellung, lebte ich auch. Ich bin heute 36 Jahre alt. Hinter mir liegen bereits 12 Jahre leidenschaftliches und vor allem schnelles Motorradfahren, über Landstraßen, Autobahnen und abenteuerliche Serpentinen verschiedener Länder. Auf meiner Maschine hatte ich immer das Gefühl, ich wäre unberechenbar und frei. Meine Frau, Eltern und Freunde baten mich stets vorsichtig zu fahren. Ich hielt es für übertrieben und fühlte mich immer Herr der Sache oder besser gesagt, der Maschine. Dann kam jedoch der Tag an dem sich alles auf einen Schlag änderte. Genau 3 Jahre ist es her, als es passierte.

Es war ein herrlicher Frühlingstag, einer der ersten, an dem es sonnig und warm und die Motorradsaison endlich wieder eröffnet war. Ich fuhr meine Lieblingsstrecke, mit einigen km/h zu schnell, entlang, die Weinstraße zwischen Wien und Bad Vöslau, als mich ein entgegenkommendes Auto beim Überholen übersah. Trotz Bremsen und oft geschulten Ausweichtechniken kam es zu einer heftigen Kollision. Danach schwarz. Nichts. Das war der letzte Moment an den ich mich erinnern kann. Ganze drei Wochen später kam ich erst wieder zu Bewusstsein. An meinem Krankenbett im Wiener Unfallkrankenhaus erzählte man mir was passiert war. Ich konnte und wollte es auch kaum glauben. Ich war verwirrt, schockiert, hatte schmerzen in Hand und Bein und gleichzeitig Angst. Meine beiden Beine waren schwer geprellt, mein Gesicht aufgeschürft und meine beiden Arme gebrochen. Die Brüche waren allerdings sehr kompliziert und es wurden bereits zwei Operationen dafür angesetzt. Unklar blieb zu diesem Zeitpunkt jedoch, ob ich sie jemals wieder richtig belasten können werde. Eine wochenlange Reha folgte. Meine Arme blieben jedoch schlaff, nicht einmal eine Gabel konnte ich richtig halten.

Ich probierte alles, war zudem frustriert, dass es keine Möglichkeit gab, meine Arme an der frischen Luft zu rehabilitieren. Eine Krankenschwester im Rehazentrum half mir zu jedem Termin bei meinen Kraftübungen und erzählte mir eines Tages, dass bei mir in Niederösterreich eine Fitness Anlage an der frischen Luft vor kurzem aufgestellt wurde, wo man auch an Tiefergelegenen Stangen, sogenannten Calistenics, die Arme trainieren könnte. Da ich mich in meiner Freizeit am liebsten in der Natur aufhalte, machte ich mich gleich auf den Weg dorthin. Tatsächlich fanden meine Frau und ich, die mich stets begleitete, eine FreeGym Calisthenics-Anlage vor. Ich informierte mich über Trainingsmöglichkeiten, hielt Rücksprache mit meiner Physiotherapeutin, die mich sogar ein paar Mal dorthin begleitete und mit mir gemeinsam Übungen erarbeitete.

Seit 3 Monaten gehe ich dort beinahe täglich hin – auch bei Wind und Wetter – und mache dort die Übungen an der Stange, die mir empfohlen wurde. Schritt für Schritt. Langsam aber doch merke ich, wie die Kraft zurück in meine Gelenke zurückkehrt. Das tut nicht nur meinem Körper, sondern auch meinem Geist gut.